27.06. – 15.07.2010

Start:               37°01.413’N       27°22.756’E                       Agacli Koyu

Ziel 1:             37°00.280’N       27°47.442’E                       Cökterme

Ziel 2:             36°56.483’N       28°11.270’E                       Karaçasögüt

Ziel 3:             36°55.173’N       28°10.234’E                       Degirmen

Ziel 4:             36°55.529’N       28°08.423’E                       Defneli

Ziel 5:             36°47.504’N       28°00.868’E                       Stiefelbucht

Ziel 6:             36°46.177’N       27°36.938’E                       Körmen

Ziel 7:             36°41.083’N       27°22.435’E                       Knidos

Ziel 8:             36°40.180’N       27°30.183’E                       Palamut

Heute nun machen wir einen Schlag weiter in den Gökova-Körfezi. Das Ziel wird Cökterme sein. Mit viel Wind aus der richtigen Richtung geht die Post ab und einige Stunden später stehen wir vor der Bucht. Wir können an einem Steg mit Mooring anmachen. Mit 14 Knoten Seitenwind sind wir froh, dass man uns die Mooring weit draussen mit dem Böötchen schon gibt. Rachel spannt sie und ich fahre rückwärts zwischen zwei bereits stehende Yachten hinein. Das Manöver klappt einwandfrei und wir kassieren von den Nachbarcrews ein Kompliment, dass wir das zu Zweit so top hingekriegt haben. Danke. Den Ankerdrink haben wir uns aber redlich verdient. In Kapitän Ibrahims Beiz geniesen wir ihn.  Auch diese Bucht lädt zum Verweilen ein. Wir machen am anderen Tag, den wir hier einfach noch einschieben, einen ausgedehnten Spaziergang. Ein schönes Fleckchen Erde und weit ab vom Schuss. An der Nordseite des Gökova-Körfezi sind fast keine Dörfer auszumachen.

Dann am 29.06. lassen wir die Mooring fahren und überqueren den ganzen Golf, um im zungenbrechrischen Dörfchen Karacasögüt festzumachen. Vor langen Jahren war ich mit meinen Freunden schon einmal hier und es wird spannend sein, zu sehen, wie sich das verändert hat. Zu unserem Erstaunen ist es nicht viel anders geworden. Sogar den damaligen Wirt, wir nannten ihn „Säuli-Wirt“, weil er ein Wildschweinchen gefangen hatte, habe ich wieder getroffen. Auch er ist etwas fülliger geworden…..!

Wir können am Steg anmachen und bezahlen pro Nacht 40 Lira, mit Strom und Wasser und sogar Internetverbindung. Auch hier schieben wir noch einen Tag ein und erkunden die nähere Umgebung. Wir finden in dieser Bucht eine ca. 10 Jahre alte Segelschule, die ein türkischer Weltumsegler hier errichten liess. Sein Ziel ist es, der Jugend, den Segelsport näher zu bringen. Ehe gute Sache. Das Camp ist voller Kinder und gut organisiert. Dem Segler bietet sich auch die Möglichkeit, am Steg anzumachen. Dieser ist zwar etwas teuerer, doch auch konfortabler.

Am 01.07. verlassen wir Karacasögüt und wir möchten nur wenige Meilen weiter ins benachbarte Degirmen. Das ist eine grosse verzweigte Bucht mit vielen Ankermöglichkeiten. Doch bevors richtig los geht, haben wir schon ein Problem, für welches ich den Kopf hinhalten muss. Nach dem Kommando Mooring los, habe ich einfach zu wenig schnell reagiert. Die Leinen wurden von den Nachbarn gelöst und anstatt dass ich zügig weggefahren wäre, wollte ich sachte rausfahren. Das prompt in dem Moment eine Böe seitwärts kam habe ich dann gemerkt, als ich schon fast auf dem Nachbar war. Mit vereinten Kräften konnten wir die IRSIRA noch davon abhalten, sich in den anderen Mooringleinen zu verhedern. Glück gehabt und Fazit: Mit mehr Tempo aus der Lücke rausfahren. Ohne Vorwärtsfahrt lässt sich das Schiff nicht steuern und bleibt ein Spielball von Wind und Wellen! Aber eben Glück muss man ja auch haben. So also geht’s weiter, nach Degirmen. Hier können wir vor einem kleinen Gartenrestaurant am Steg festmachen und das noch gratis. Zu unserem Erstaunen hat es in dieser Bucht, die eigentlich von allen Seiten abgeschirmt ist, ziemlich viel Wind. Wir sind sogar froh, dass wir zeitweise eine zweite Mooring benutzen können.  Um dem Wind auszuweichen, entscheiden wir uns anderntags, in der südwestlichen Ecke zu schwojen. Wir haben beobachtet, dass dort der Wind weniger stark einwirkt. So geht’s los und wir probieren bei dieser Gelegenheit auch den Pflugschar-Anker etwas aus. Zu unserem Leidwesen kommt am Abend eine Patrouille der Jandarmeria und schickt uns weg. Sperrgebiet. Den Grund für die Wegweisung erfahren wir am anderen Tag. So machen wir uns auf und verlegen unseren Anker einige hundert Meter weiter in der Bucht namens English-Harbour. Diesen Namen hat die Bucht daher, weil sich hier im zweiten Weltkrieg englische Kanonenboote versteckt hielten. So legen wir Landleinen und kommen der Küste bis auf ca. 4 m nahe. Das heisst, wir machen eine Ankerwache. Das Wetter ist aber gnädig und so können wir ruhig schlafen.

Anderntags dann früh aufstehen. Um 06.00 Uhr machen wir uns bereit und und eine halbe Stunde später fahren wir los. Wir wollen in der benachbarten Bucht Defneli einen Augenschein nehmen, weil die nämlich in keinem Buch beschrieben ist. Was anfänglich nur als Stip-Visite ausgesehen hat wird zum Knüller. Wir machen einen Steg ausfindig, mit brandneuen Mooring-Leinen. Genügend Tiefe lässt uns auch ruhig anlegen. Rund 1 Meter unter dem Ruderblatt ist beruhigend. Wir werden vom Besitzer Ercan Simsik begrüsst. Wir erzählen ihm vom Erlebnis mit der Jandarmarie von gestern und er lacht. Ja, es sei eben so, dass der Ministerpräsident Erdogan auf Stipvisite käme, und es sei eben nicht auszuschliessen, dass er genau diese Bucht besuchen wolle. Nun denn. Zurück zur Bucht: Ercan hat hier eine kleine Oease der Ruhe geschaffen. Er verbietet in seiner Bucht das laute hören von Musik, Lärm und Wassersport. Also Ruhe ist angesagt und wir müssen sagen das ist ein Traum. Ercan bietet uns sogar an, dass er ab und zu den Generator laufen lassen werde, damit wir Strom haben. Ist das nicht super. So bleiben wir also liegen. Zum meinem Bedauern muss ich sagen, dass wir die Bucht dann noch umtaufen mussten. Für mich heisst sie: MiOhentzü-Bucht. Frei übersetzt: Mittelohrenentzündungs-Bucht. Habe ich doch tatsächlich beim Schwimmen im 28° warmen Wasser eine Entzündung geholt. Ercan erklärt mir, dass er mich zum Ohrenarzt nach Marmaris fahren werde, wenn die Medikamente, die er besorgt habe, nichts nützen würden. Doch das ist dann nicht mehr nötig. Die Medi haben ihren Sinn und Zweck erfüllt und nach rund 72 Stunden geht’s meinen Ohren wieder prächtig. Alles in allem sind wir dann tatsächlich eine ganze Woche bei Ercan geblieben und haben uns durch seine türkische Küche „gefressen“.

Aber einmal geht’s weiter. Am 10.07.2010 lösen wir die Mooring und fahren den Gökova westwärts. Mit guten Wind umrunden wir das Kap und wir beabsichtigen in der Bucht bei Bordubet (Amaozon-Bucht) zu nächtigen. Die Bucht ist wild romantisch, doch bei der Windlage die wir haben, völlig unbrauchbar. Aus diesem Grund verlassen wir den schönen Ort um etwas südlicher die Stiefelbucht aufzusuchen. Das ist die Stelle der Datca-Halbinsel, die am schmälsten ist, nur rund 2 Seemeilen. Ich kenne diese Bucht von früher her. Wir ankern und legen Landleinen. Doch der Wind will anders. Er blässt mir die IRSIRA gefährlich nahe ans Land. Das geht natürlich nicht, vorallem nicht nachts. Deshalb parkieren wir um und gehen etwas nördlich in die besser geschützte Bucht. Der Anker hält und Rachel legt zwei lange, über 50 m lange Landleinen. Den Ankerdrinke haben wir uns abermals redlich verdient. Noch immer haben wir tagsüber starke bis gegen sturmähnliche Winde. Das lässt einem die Nacht nicht so ruhig schlafen. Ich strecke mich deshalb an Deck aus. Die Reaktionszeit ist etwas kürzer, wenn etwas in die Hosen geht. Aber es bleibt nachts ruhig. Am anderen Morgen ist dann um 05.00 Uhr Tagwache. Wir wollen, da starker Wind angesagt ist, bei Morgenanbruch westwärts losfahren. Körmen, auf der Hälfte zwischen unserem Start und dem vorläufigen Ziel Knidos, ist unser Etappenhalt. Tatsächlich spühren wir den Wind schon bald und die Wellen türmen sich recht auf. Und das alles von vorne. Ab und zu machen wir gerade noch 4 Knoten Fahrt. Als wir dann das Kap vor Körmen umrunden können, ändert sich die Lage. Die Wellen, die wir vorher noch gegen uns hatten, kommen nun von seitwärts und schieben uns förmlich in den Hafen. Mit einem Speed von 7.5 Knoten, bei 1500 Touren am Motor, erreichen wir das Ziel. Kurz vor unserer Ankunft ist noch die Fähre von Bodrum weggefahren und das gibt uns die Möglichkeit, im Hafen besser zu manövrieren, denn bei rund 15 Knoten Wind von der Seite ist das Ankern nicht gerade eine Freude. Doch auch diesmal erwischen wir den richtigen Winkel, den richtigen Ankerort und die richtige Kettenlänge. Mit Hilfe des Hafenmeisters und eines Fischers, welche mir die Landleinen abnehmen, geht’s dann flott. Wir stehen sicher am Quai und sind erstmals froh, dass alles so gut gegangen ist. Der Wind lässt nicht nach. Auch die Nacht über blässt er frisch fröhlich weiter. Mich nimmt nur wunder, wann dem der Atem ausgeht. Wir beratschlagen uns und kommen zur Ueberzeugung, dass auch am anderen Tag früh Aufstehen angesagt ist. Wiederum wollen wir mit der Dämmerung auslaufen. Doch da hat eine Gület, ein grosses Ausflugsboot, etwas dagegen. Ohne dass wir es bemerkt hatten, ist der still und heimlich nachts noch in den Hafen eingelaufen und hat seinen Anker über unsere Kette gelegt. Also heisst es warten, bis der weg ist. Um 07.00 Uhr ist es dann soweit. Auch wir gehen. Immer noch zügiger Wind. Doch wir kommen super zum Hafen raus. Draussen blässt dann der Wind aus der Richtung, dass wir Segel setzen  können. Wunderbar kommen wir vorwärts und urplötzlich, als ob jemand am Schalter gedreht hätte: Wind weg. So fahren wir die letzten Meilen bis vor Knidos halt noch mit dem Motor. Wir kommen früh an und wir sind am Steg fast die ersten. Nun lassen wir die Seele baumeln und geniessen den Tag. Dann geht’s wieder weiter nach Palamut. Hier waren wir im Frühjahr schon einmal und es hat uns so gut gefallen, dass wir uns entschlossen haben, noch einige Tage dort zu verweilen. Es ist nicht zu glauben, doch der Wind lässt und lässt nicht locker. Stürmische Winde beim schönstem Wetter fegen über den kleinen Hafen.  Wir haben rund 45 m Kette gelegt und ich habe den Anker zusätzlich noch fest eingesteckt bei einem Tauchgang. Doch der Wind blässt so stark, zum Teil mit über 20 Knoten im Hafen, dass ich mich entschliesse, an Deck zu schlafen. Der Anker hat gehalte und die Festmacherleinen auch. Wir entschliessen uns zu bleiben, weil sich draussen hohe Wellen aufgetürmt haben. Das brauchen wir nicht. Links und rechts von uns liegen zwei Segelschiffe, ein Engländer und eine Belgiert. Die haben die gleiche Idee und verlängern noch um einen Tag. So geniessen wir hier den Sommer und erfrischen uns im 23° warmen Wasser. Hatten wir in Defneli noch 28°, so ist es hier viel kühler, doch eben auch erfrischender.

So schreiben wir also heute den 15. Juli und morgen geht’s weiter in Richtung Datca.

This entry was posted on Donnerstag, Juli 15th, 2010 at 10:40 am and is filed under Uncategorized. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. Both comments and pings are currently closed.